Summer 2014
Mostly Cloudy
Deutsch / English

Beschreibung:

Description:

Die Cloud, eine der vielleicht irreführendsten Metaphern in der Computer­geschichte, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Viele unserer persönlichen Daten, die ein Spiegelbild unserer Identität formen, liegen in der Cloud. Doch ist die Cloud nicht irgendeine Wolke, sie ist an echten Orten, in der echten Welt und in echten Maschinen. Dankbar werden die Datencenter der Cloud-Giganten (Google, Amazon, Apple, Microsoft & Co) unter dem Deckmantel der Cloud-Metapher verschleiert. Doch verstecken können sie die Datencenter nicht: Es sind riesige, tonnenschwere, 50 Megawatt verschluckende Hallen – gigantische Monumente des Internetzeitalters, die zwischen Bohnenfeldern in Quincy herausragen oder sich aus der schneebedeckten Landschaft Finnlands erheben.

Die Installation „Mostly Cloudy“ zielt auf die Entörtlichung und die userseitige Intransparenz der Cloud ab. Innerhalb der Installtion werden unter anderem Videos abgespielt:
Über eine Stadt fliegen hybride Gebilde aus Wolken und Datencentern. Die Schatten, die diese Datencenter-Wolken über die Städte werfen sind, im Widerspruch unserer Erfahrung, kantig und oblong: Sie stellen den Grundriss der Datencenter dar. Sowohl die in der Wolke befindliche Abbildung des Datencenters als auch dessen Schatten sind im Maßstab identisch mit der unter ihr befindlichen Luftbildaufaufnahme der Stadt. So kann der Betrachter die Größe des Datencenters realisieren und beurteilen. Zusätzlich werden in einer kürzeren Sequenz Informationen zum geographischen Standort und zur Größe des aktuell sichtbaren Datencenters eingeblendet.
Die über verschiedene Städte fliegenden „Data-Clouds“ stehen für die geographische Ungebundenheit und vermitteln simultan die tatsächliche Größe der Datencenter. Ganze Häuserreihen, Stadien und Dörfer verschwinden unter ihnen. Die verloren gegangene Materialität des Computers, in Produkten wie der Google Glass, moderner Smartphones oder Wearables wie Smartwatches, wird durch die persönliche Identifikation und Erfassung der Datencenter durch die Installation wiederhergestellt.

The Cloud, perhaps one of the most misleading metaphors in computer history, is becoming increasingly more important. Much of our personal data that forms a reflection of our identity is stored in Clouds. But the Cloud is not an actual cloud, it is real locations in the real world and in real computers. Thankfully the data centers of the Cloud giants (Google, Amazon, Apple, Microsoft & Co) are shrouded under the guise of the cloud metaphor. But they can’t hide the data centers: they are giant halls weighing several tonnes swallowing up 50 megawatts – gigantic monuments of the Internet age that tower up between bean fields in Quincy and rise out of the snow-covered landscape in Finland.

The “Mostly Cloudy” installation is aimed towards delocalisation and non-transparency on the part of the user. In the installation videos are played, among other things:
A hybrid structure of clouds and data centers fly over a city. The shadows that these data center clouds cast over the city are, contrary to our experience, angular and oblong: they represent the floor plans of the data centers. Both the illustration of the data center located in the Cloud as well as its shadow are on a scale identical to the aerial view of the city beneath it. The viewer can thus conceive of and assess the size of the data centre. In addition, in a shorter sequence information on the geographical location and the size of the currently visible data centre is displayed.
The data clouds flying over different cities represent geographical freedom and at the same time convey the actual size of the data centre. Whole rows of houses, stadiums and villages disappear beneath them. The lost, gone materiality of the computer in products such as Google Glass, modern smartphones and wearables such as smartwatches is reproduced by the personal identification and records of the datacenters via the installation.

Title:
Mostly Cloudy

Year:
2014

Artist:
Max Wohlleber

Supervisor:
Olia Lialina

Degree Course:
New Media

University:
Merz Akademie, Stuttgart

Städte:

Cities:

Madrid
Paris
Barcelona
Rom
Berlin
Rottweil

Ausstellung:

Exhibition:

Mostly Cloudy war am 25. & 26. Juli 2014 an der Merz Akademie in Stuttgart zu sehen.

The Installation "Mostly Cloudy" was built at Merz Akademie in Stuttgart (Germany) on July 25th and 26th, 2014.

A Mostly Cloudy Website

Begleitend zur Installation existiert eine Webseite:
www.maxwohlleber.de/projects/mostlycloudy/collection/
Auf ihr ist die Datencenter-Sammlung, also meine Recherche, veröffentlicht. Hier sind 40 hybride Datencenter-Wolken-Gebilde untereinander auf einer neutralen Fläche angeordnet. Durch das Hovern der Clouds, lösen sich diese in Luft auf und das jeweilige Datencenter sowie die Koordinaten und dessen Betreiber werden eingeblendet. Durch die Funktion „Autscroll“ bzw. „Autofly“ wird innerhalb des Browser automatisch nach unten gescrollt. Das Resultat sind "vorbeiziehende Wolken".

Accompanying the installation there is a website. On this website are documented all of the 40 data centers i researched. Go here and hover the clouds to see more:
www.maxwohlleber.de/projects/mostlycloudy/collection/

And don‘t forget to activate autoscroll on top left.

Und dann gibt's da noch die Thesis…

And then there is also a dissertation…

Als Download in folgenden Formaten erhältlich:

Available in german language and in the following formats:


Transparency in The Cloud

iBooks-Version (Mac, iPad, iPhone)

81,5 MB

Inklusive interaktive Inhalte wie Bildergalerien und Videos.

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Transparency in The Cloud

PDF-Version

0,7 MB

Der pure Textgenuss. Auf allen Geräten abspielbar.

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INHALT:

1. Einleitung

2. Evolution der Metapher

3. Von der Festplatte in die Cloud

4. Transparency in the Cloud
4.1 Warum Transparenz?
4.2 Der Transparenzbegriff in der Informationstechnologie

5. Ansätze und Methoden der Cloud-Giganten, Transparenz zu schaffen
Fallbeispiele: iCloud, Google Drive, Amazon Cloud Drive, OneDrive

6. Das Datencenter als physikalischer Ort
6.1 Fünf Faktoren bestimmen den Ort

7. Invisible Computer
7.1 Computing aus der Steckdose?
7.2 Everything that’s already in the world when you’re born is just normal
7.3 Hey Siri, erinnere mich an den Computer

8. Epilog

9. Bibliografie


EINLEITUNG:

Der Film „Sex Tape“, der im September 2014 erscheint, handelt von einem Ehepaar, das sich mehr „Feuer“ in der Beziehung wünscht. Um dieses Feuer neu zu entfachen, entscheidet sich das Paar für eine unkonventionelle Methode: Sie werden einen ausgedehnten „Liebesmarathon“ mit dem iPad aufzeichnen. Das Entsetzen folgt am nächsten Tag, als das Ehepaar realisiert, dass die Videodatei nicht wie ursprünglich besprochen gelöscht, sondern in die Cloud geladen wurde und auf weitere iPads, die das Ehepaar zu Weihnachten an Freunde und Verwandte verschenkt hatte, hochgeladen wurde. In einer panischen Jagd nach den verschenkten iPads versucht der Ehemann, die Situation zu erklären:

„They [the videos] went up to the cloud!“
„And you can’t get it down from the cloud?“
„Nobody understands the cloud! It’s a fucking mystery.“

Die Cloud wird hier als undurchschaubares Mysterium gezeigt. In der Tat ist – begonnen bei der Metapher – die Cloud für den User ein kaum zu durchschauendes Gebilde aus Verbindungen, Netzwerken und Datencentern.
Dokumente in der Cloud, Fotos in der Cloud, das Notizbuch in der Cloud, das Adressbuch in der Cloud, Musik in der Cloud, Passwörter in der Cloud, Lesezeichen in der Cloud – die Synchronisation läuft über die Cloud. In der Cloud können wir speichern und teilen. Das Wort Cloud ist ein Teil des Terminus Cloud Computing, das das Unterfangen beschreibt, Rechenleistung, Datenspeicher oder auch Software dynamisch über ein Netzwerk (z. B. das Internet) bereitzustellen. Durch den Ausbau des schnellen Mobilfunknetzes, des Glasfasernetzes und die dadurch immer schneller werdenden Verbindungen wird Cloud Computing auch für den Heimanwender zunehmend relevant. Cloud heißt für uns momentan: Alle Dokumente von überallher zur Verfügung zu haben. Da die Hardware – in unserem Fall ein physischer Datenspeicher – nicht mehr auf der Nutzerseite selbst betrieben wird, bleibt der Speicherort der Daten für den Nutzer unbekannt – undurchsichtig wie eine Wolke. Anders als bei Daten in der Cloud kann man Daten, deren physikalischer Speicherplatz einem bekannt und zugänglich ist, sicher löschen und gezielt verteilen.
In meiner Bachelorthesis will ich zunächst der Frage nach der Transparenz in der Cloud nachgehen. Im zweiten Kapitel wird die Herkunft der Metapher und deren Evolution erläutert. Im darauf folgenden Kapitel wird der Trend des in der Cloud verschwindenden Computers beleuchtet: Welche Voraussetzungen mussten erfüllt sein, um diese Entwicklung überhaupt zu ermöglichen? Welche Rolle wird in der Zukunft die eigene Festplatte spielen? Im nächsten Abschnitt, Transparency in the Cloud, wird der Transparenzbegriff in der Informationstechnologie konkretisiert. Warum brauchen wir Transparenz? Gibt es überhaupt allgemeingültige Transparenz? Wie ist Transparenz beschaffen und wie wird sie definiert. Wie hat sie sich verändert? Daraufhin wird an konkreten Fällen versucht, Cloud-Giganten (Apple, Amazon, Google, Microsoft) im Hinblick auf Transparenz zu untersuchen. Wie sind deren Ansätze und Methoden, Transparenz zu schaffen beziehungsweise zu meiden? Inwieweit wird der User in die Cloud eingebunden? Im Anschluss und obendrein dem letzten Abschnitt dieser Arbeit rückt das Datencenter als physikalischer Speicher- und Rechenort in den Fokus. Neben den Faktoren, die für den Standort eines Datencenters von Wichtigkeit sind, wird die Entörtlichung des Computers abgehandelt und kritisch beobachtet. Die Cloud wird mit dem Invisible Computer in Zusammenhang gesetzt und anhand aktueller Beispiele werden Gefahren dieses unsichtbaren Computers, gelenkt von den Cloud-Giganten, erkennbar.

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